Querdenken

Die Quer­den­ken-Bewe­gung ent­stand im Früh­jahr 2020 im Zuge der Coro­na­pan­de­mie und zeich­net sich durch die Ableh­nung staat­li­cher Maß­nah­men zur Pan­de­mie­be­kämp­fung aus, wobei sie die Gefähr­lich­keit des Virus häu­fig infrage stellt. Ursprüng­lich in Stutt­gart durch die Gruppe ‚Quer­den­ken 711‘ initi­iert, ver­brei­tete sich die Bewe­gung schnell in ganz Deutsch­land und nutzte vor allem Online-Platt­for­men wie Tele­gram, um Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen zu ver­brei­ten. Diese Erzäh­lun­gen umfas­sen Behaup­tun­gen über angeb­lich schäd­li­che oder gar töd­li­che Impf­stoffe, die Mani­pu­la­tion durch 5G-Netze und die Ein­fluss­nahme einer gehei­men Elite. Diese Erzäh­lung knüpft struk­tu­rell an die anti­se­mi­ti­sche Vor­stel­lung der ‚jüdi­schen Welt­ver­schwö­rung‘ an, die angeb­lich die Geschi­cke der Welt lenke. Zudem wur­den bei Demons­tra­tio­nen der Querdenker:innen-Szene expli­zit anti­se­mi­ti­sche Inhalte gezeigt. Beson­ders ver­brei­tet war eine abge­wan­delte Vari­ante des ‚Juden­stern‘, mit dem Jüdinnen:Juden sich im Natio­nal­so­zia­lis­mus kenn­zeich­nen muss­ten. Anstatt ‚Jude‘ zeigte die Abwand­lung den Schrift­zug ‚Unge­impft‘. Die­ser Ver­gleich, der die ver­meint­li­che staat­li­che Unter­drü­ckung gegen­über Unge­impf­ten dar­stel­len soll, ist geschichts­re­vi­sio­nis­tisch und ein Bei­spiel für Post-Shoa Anti­se­mi­tis­mus, da er die tat­säch­li­che Bedeu­tung und den Schre­cken der Shoa ver­harm­lost.  Die Bewe­gung ent­wi­ckelte sich zu einem Sam­mel­be­cken für Rechts­extreme und andere demo­kra­tie­feind­li­che Grup­pen, was dazu führte, dass sie ab April 2021 bun­des­weit als Beob­ach­tungs­ob­jekt vom Ver­fas­sungs­schutz ein­ge­stuft wurde.